Die Angst der Deutschen vor der Börse und wie sie damit ihr Geld verlieren

Die Bürger unseres Landes haben eine tiefsitzende Angst vor der Börse. Es wird häufig als Kasino gesehen wo nur einige Wenige reich wieder herauskommen, der gemeine Bürger aber seine Federn lässt.

Woher kommt diese Angst?

In anderen Ländern ist es nicht so. Das ist ein Deutsches Phänomen. Ich denke es kommt daher, dass sich viele an der Börse die Finger verbrannt haben.

Viele können sich noch an die Telekom-Aktie erinnern die in der Werbung als Volksaktie angepriesen wurde. Allein mit dieser Aktie haben viele Deutschen ihr hart erspartes Geld verloren. Häufig höre ich dieses Beispiel als Begründung dafür, warum man doch die Finger von der Börse lassen sollte. Der Crash der Dotcom Blase und der Neue Markt taten natürlich sein Übriges um dem Deutschen Anleger die Börse zu vermiesen.

Doch das ist ziemlich schade, denn eigentlich basieren diese ganzen Verluste lediglich auf der Unwissenheit der Anleger. Es ist NIE gut, sein gesamtes Vermögen in nur ein Unternehmen zu stecken. (Siehe das populäre Beispiel von Enron!). Und es ist NIE gut, ohne eigenständiges Denken der breiten Masse zu folgen. Es gehört eine finanzielle Bildung mit dazu, ohne die das Anlegen in der Tat riskant ist.

Geld interessiert mich nicht

Das ist das zweite Problem. Die meisten Freunde und Kollegen mit denen ich rede, interessiert Geld einfach nicht. Sie gehen lieber zu einem Bankberater, als sich selber mit den eigenen Finanzen auseinander zu setzen. Das ist ja an sich erst einmal legitim. Das Problem ist nur, dass der Finanzdienstleister normalerweise eher an dem Wachstum seines Portemonnaies interessiert ist als an dem seiner Kunden. Da kann man dem Berater nicht unbedingt einen Vorwurf machen, das System ist so aufgestellt.

Aber warum verlieren wir dadurch nun Geld?

An sich ist doch ein Tagesgeldkonto viel sicherer als ein Aktiendepot oder? Und was machen wir, wenn wir ein wenig Rendite haben möchten?

Die InflationDurchschnittlich haben wir eine offizielle Inflation von rund 2% im Jahr. Das heißt, wenn ich am Anfang des Jahres Lebensmittel im Wert von 100€ kaufe, dann müsste ich für die gleichen Waren am Ende des Jahres 102€ zahlen ohne dafür mehr zu bekommen.

2% pro Jahr hört sich gar nicht so viel an. Das Problem ist aber auch hier der Zinseszins. Denn im nachfolgenden Jahr wird das Spiel ja weitergespielt. Die Inflation führt also dazu, dass sich ein Vermögen innerhalb von ca. 40 Jahren halbiert. Es liegen zwar immer noch 100 € da, aber ich kann mir nach 40 Jahren nur noch die Hälfte der Lebensmittel kaufen, die ich noch heute gegen dieses Summe eintauschen könnte.

Das Märchen vom sicheren Betongold

Mit Immobilien macht man immer Geld? Das stimmt nicht! Statistiken zeigen, dass die meisten Vermieter nicht einmal einen Inflationsausgleich erwirtschaften können und in vielen Fällen sogar draufzahlen müssen.

Das zeigt auch wieder, dass Immobilien gar nicht so sicher, einfach und passiv sind, wie viele denken. Fehlende oder fehlerhafte Kalkulationen und eine zu starke Fokussierung auf den Faktor „Lage“ führen zu schlechten Renditen.

Die andere Seite ist natürlich die selbst genutzte Immobilie. Ein Haus stellt eine Verbindlichkeit dar. Außerdem fließt über den Zeitraum des Besitzes viel mehr Geld in Reparaturen etc. als meistens im Vorfeld eingeplant wird. Kalkuliert man einen Kauf und vergleicht die Zahlen mit der Miete eines vergleichbaren Objektes, so wird in den meisten Fällen die Miete gewinnen.

Das soll jetzt natürlich nicht heißen, dass man sich keine Immobilie kaufen sollte. Im Gegenteil, ich finde es gar nicht schlecht! Aber BITTE kalkuliere den Erwerb vorher ausreichend!

Schiffsfonds, Prokon und weitere Alternative Investments

Wenn man nicht an die Börse möchte, dann muss man sich eben andere Investmentmöglichkeiten auftun.

Ein Schiff beispielsweise kann man sehen und anfassen. In so ein Containerschiff zu investieren muss doch eine sichere Sache sein, oder? Schiffsonds sind allerdings geschlossene Fonds, die zum sogenannten rauen Kapitalmarkt gehören. Der weiße Kapitalmarkt (zu dem auch die Börse gehört) ist reguliert. Der graue Kapitalmarkt hingegen ist unreguliert, aber trotzdem noch legal. Genau deshalb ist es allerdings auch viel risikoreicher in den grauen Kapitalmarkt zu investieren. Man muss genau wissen was man tut denn durch die nicht regulierte Natur tummeln sich auch eher dubiose Anbieter auf dem Markt. Daher ist das Risiko hier viel größer, als es auf dem ersten Blick scheint.

Die Schiffsfonds beispielsweise sind viel risikoreicher als der geneigte Bürger annahm. Wird ein Anteil an einem Fonds erworben, so kann er nicht zurückgegeben werden. Man kommt also aus der Geschichte nicht so schnell wieder heraus. Hierzu gehören neben den Schiffsfonds auch Immobilienfonds, Containerfonds, Waldfonds und was man sich sonst noch so ausdenken kann. Diese Anlage kann also zum Totalverlust führen, ohne das der Anleger die Reißleine ziehen kann.

Ähnlich war es mit Prokon oder German Pellets. Beide Unternehmen haben massiv bei privaten Investoren Geld eingesammelt und boten auf dem Papier gute Renditen. Günstiger Strom durch Solarenergie oder Holzpellets statt teurem Öl hören sich doch auch gut an, oder? Beide Unternehmen sind insolvent gegangen.

Tl;dr

Angst vor der Börse zu haben ist nicht schlimm. Nur leider werden dadurch die deutschen Anleger, insbesondere in den Phasen der Niedrigzinsen, dazu verleitet in andere Dinge zu investieren die sicherer aussehen als sie sind.

Die Inflation wird häufig unterschätzt, denn sie frisst konstant über viele Jahre hinweg immer kleine Teile vom Vermögen. Kumuliert bedeutet das aber, dass das Vermögen alle 40 Jahre die Hälfte seines Wertes verliert.

Alternative Investments wie Immobilien oder geschlossene Fonds sind aber auch nicht sicherer. Teilweise sogar im Gegenteil. Denn hier braucht der Investor viel und tiefgehendes Wissen um wirklich eine Rendite zu erwirtschaften. Der graue Kapitalmarkt ist unreguliert, was das investieren viel schwerer macht. Deshalb ist es für Leute, die keine Lust haben sich mit den eigenen Finanzen zu beschäftigen absolut nicht geeignet!

Als weiterführende Lektüre kann ich meinen Blogpost zum Thema Ist investieren an der Börse gefährlich? Emotionen beim Investieren vom November empfehlen.

14. März 2019 von Ms. Maxi
Kategorien: Finanzen, Investieren | Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.