Macht Besitz glücklich?

Besitz – Oscar Nilsson Unsplash
Rund 10.000 Dinge besitzt jeder Deutsche – durchschnittlich!
Wie viel besitze ich? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass sich mein Besitz seit meiner Entrümpelungsaktion seit Dezember (die ja ungefähr erst mal 3 Monate angedauert hat) so um die Hälfte reduziert hat. Als ich mich kaum noch in meiner Wohnung rühren konnte weil so viele Dinge mir die Luft zum Atmen nahmen… da habe ich gewiss mehr als 10.000 Dinge besessen.
Seit dem ich nicht mehr so viel habe, geht es mir besser. Doch auch in letzter Zeit erwische ich mich oft in Gedanken: Wie viel brauche ich um Glücklich zu sein? Was sind die Dinge die mich glücklich machen? Dabei habe ich festgestellt, dass mir zumeist immaterielle Dinge wichtig sind. Und langsam fühle ich mich bereit für eine zweite Runde des ausmistens.
Ist Konsum positiv oder negativ?
Konsum ist für mich nichts, das positiv oder negativ ist. Erst die Ausprägung Überkonsum ist negativ. Für mich ist „Maß halten“ positiv besetzt. Doch wie kann man Maß halten, in einem so konsumgesteuerten Land wie Deutschland? Die Werbung möchte mich ständig dazu verführen mir mehr zu kaufen. Zu konsumieren, um damit beispielsweise Zeit zu sparen, besonders verführerisch auszusehen und einen Kerl zu angeln. Wenn ich genau das Teil in der Werbung nicht erwerbe, dann habe ich nie eine Chance… Genau DAS aber ist für mich negativ. Der Zwang zum Konsum, der Überkonsum. Und natürlich der daraus folgende Müllberg.
Auch eine Verweigerung des Konsums stehe ich eher skeptisch gegenüber. Nicht weil es für mich negativ wäre! Bewusst auf den Konsum, auf das Anhäufen von Besitz zu verzichten finde ich toll! Allerdings auch nur in einem gewissen Rahmen, der sicher für jeden anders aussieht. Selbstversorgung beispielsweise finde ich spannend. Aber so ganz aussteigen möchte ich nicht.
Wie viel Konsum ist gut für mich?
Vielmehr möchte ich gerne „Maß halten“: bewusst konsumieren!
Überleg einmal, als du dein erstes eigenes Geld bekommen hast und dir davon etwas gekauft hast, war das Gefühl nicht einfach berauschend? Aber replizieren, nein, replizieren kann man ein solches Gefühl mit einem weiteren Kauf nicht.
So ähnlich verhält es sich auch mit dem Kauf von Gegenständen: Meine ersten 1-2 paar gute Schuhe, wie habe ich mich darüber gefreut. Und wenn sie abgelaufen waren, dann gab es ein neues Paar, sodass ich immer 2 Paar Schuhe zum Wechseln hatte. Als ich ausgemistet habe, habe ich 40 Paar Schuhe gezählt (gut, auch viele Paar Sportschuhe für verschiedene Sportarten). Je mehr Schuhe ich gekauft habe, desto geringer war das Gefühl der Freude, die ich beim Kauf, und erst recht nach dem Kauf fühlte. Es war nur noch ein Paar unter vielen, und nicht mehr DAS Paar.
Das heißt, wir müssen wieder lernen den Punkt zu erkennen an dem wir genug haben. Bis zu diesem Punkt gibt es eine Steigerung – Mehr ist in diesem Fall wirklich besser. Aber an diesem Punkt des „genug habens“ ist der höchste Punkt der Kurve erreicht und er fällt wieder. Und zwar bis zu einem Punkt, an dem uns der Kauf eines weiteren Paars an Schuhen unglücklich macht.
Wann ist genug?
Auf diese Frage kann keine eindeutige Antwort gegeben werden, da der Punkt des „genug seins“ für jede Person unterschiedlich ist. Es ist aber so, dass uns der Konsum an Dingen die wir zum Leben brauchen glücklich machen, wir brauchen Sie. Wir brauchen ein Paar Schuhe, und noch ein weiteres Paar um es zu tauschen wenn die Schuhe nass geworden sind. Wir brauchen Lebensmittel um satt zu werden.
Wenn wir die Grundbedürfnisse gedeckt haben, dann sind wir aber noch nicht an dem obersten Punkt der Kurve angekommen. Dieser Punkt ist mit ein klein wenig Luxus aber auch schon erreicht. Vielleicht kann man diesen Punkt finden, indem man genau auf seine Gefühle achtet wenn man neue Dinge kauft, beziehungsweise sich vorstellt neue Dinge zu kaufen?
tl;dr
Das Fazit der Geschichte: Ja, mich macht Besitz glücklich. Aber nur in Maßen. Übermäßiger Konsum macht mich träge. Ich habe erkannt, dass ich vieles nicht brauche. Das ich vieles gar nicht mehr haben möchte. Doch natürlich kaufe ich auch noch mehr Dinge als mir gut tut. Ich habe meinen Punkt des „genug“ noch nicht gefunden. Aber ich möchte ihn finden – ich suche ihn!
Ich frage mich in letzter Zeit häufig, ob ich die Dinge besitze oder die Dinge mich.
Ich möchte nicht besessen werden, ich möchte leben…